Hallo Leute,
endlich ein weiterer Gastbeitrag von Julia, der meiner Ansicht nach sehr gelungen ist. Viel Spaß beim Lesen!
Ein „Mirador“ ist zu deutsch ein Aussichtspunkt und als solcher liegt es in seiner Natur, dass er hoch über anderen Dingen gelegen ist, so dass man nach dem Erklimmen einen – hoffentlich – atemberaubenden Ausblick auf eben jene Dinge hat und somit für seine Kletteranstrengungen belohnt wird.
Auch auf unserer Reise
sind wir diversen solcher Miradoren begegnet und Dominik's
Begeisterung für eine gute Aussicht sowie seiner Bewegungsfreude sei
Dank haben wir eine nicht unerhebliche Zahl davon bestiegen.
Persönlich war ich ja zu anfangs der Meinung, dass man im Hochland
auf mindestens 3,500m über Null schon so hoch ist, dass man sich das
Klettern sparen kann... Dieses Argument ist irgendwie ganz schnell
weg argumentiert bzw. ignoriert worden und so haben wir eine sher
ansehnliche Kollektion von Ausblicken über Dinge zusammengetragen,
die wir an dieser Stelle gerne mit euch teilen wollen.
Die Sache mit den
Miradoren hat ihren Anfang im nachmittäglichen Arica genommen: Nach
einem ausgedehnten Mittagessen am Hafen (zu dessen Details an anderer
Stelle mehr) und einem Spaziergang am Strand machte mich Dominik mit
Unschuldsmiene auf die gigantöse chilenische Flagge aufmerksam, die,
auf einem Hügel platziert, majestätisch über dem gemütlich
Städtchen flattert, sowie auf den Weg der besagten Hügel hinauf
führt. Meinem anfänglichen Widerstreben den Aufstieg zu wagen,
begegnete er gewieft: Er bestach mich mit dem Versprechen auf ein
Eis!
Also schickten wir uns
an, den ersten von vielen Miradoren zu besteigen und ich muss
zugeben, es hat sich gelohnt. Nicht nur die Aussicht vom Morro de
Arica war fantastisch -
auch meine
Begeisterung für historischen Kram konnte ich angesichts diverser
Kanonen aus den kriegerischen Auseinandersetzungen Chiles mit seinen
peruanischen und bolivianischen Nachbarn voll ausleben. Der Sieg
Chiles im Salpeterkrieg (1879-1884), in dessen Verlauf die Region von
Peru an Chile fiel, wird hier mit Glanz und Gloria gefeiert.
Nach diesem ersten
Aufstieg gab es dann keine Ausrede mehr – jeder sich bietende
Mirador musste erklommen werden. Als nächstes war der Mirador
Kuntur Huasi (etwa: Das Haus
des Kondors) in Puno an der Reihe. Die Stadt Puno liegt, wie bereits
erwähnt, auf etwa 3.800m am Titicacasee – man sollte meinen, man
ist bereits hoch genug. Dem Kondor, dem König der Anden, zu Ehren
existiert aber nichtsdestotrotz ein Aussichtspunkt auf 4.017m, den
wir über eine schier unendliche Treppe erreichten – ich gebe gerne
zu, dass das Gefühl von Endlosigkeit meinen Verschnaufpausen alle 5
Stufen geschuldet sein mag.
Der
Metallkondor mit einer Spannweite von 11m ist zwar genauso wenig
hübsch wie seine lebendigen Vettern, dafür aber mindestens so
beeindruckend wie diese und die Panoramaaussicht über Puno und den
Titicacasee.
Nach
diversen Busfahrten, Inselhopping mit den Inkas und einem
Grenzübergang gelangten wir einige Tage später ins trubelige La
Paz, das dank seiner Hanglage ein einziges Auf und Ab ist, wenn man
es, wie wir, zu Fuß erkundet. Natürlich wartete aber auch diese
Reisestation mit einem eigenen Mirador auf bzw. gleich mehreren. Wir
entschieden uns für den Rundum-Blick vom Dach des Convento
de San Francisco, der zentral
an der Plaza San Francisco gelegen ist und wo wir neben der Aussicht
auch noch so einiges über den Franziskanerorden in Bolivien und die
Geschichte der Stadt erfahren konnte. Auch hier wurden also die Mühen
und die überwundene Höhenangst beim Kraxeln durch fürchterlich
enge und ungleichmäßige Treppenfluchten den Kirchturm hoch mit
historischem Wissen entschädigt.
Kirchliche Bauten sollten uns auch weiterhin als Miradore erhalten bleiben. In Sucre war zwar der eigentliche Konvent geschlossen, von dessen Dach wir die Hauptstadt zu betrachten gedachten, allerdings fanden wir das erst heraus nachdem wir den dazugehörigen Hügel schon hinauf spaziert waren. So mussten wir uns mit der Aussicht vom nächstgelegenen Café zufrieden geben, was aber durchaus kein großer Verlust war, gab es doch eine Erfrischung und traditionellen bolivianischen Cumbia als Live-Darbietung. Außerdem hatten wir beim Abstieg die Gelegenheit, die einheimische Variante von Popcorn zu erstehen – da blieben keine Wünsche mehr offen.
An
dieser Stelle noch ein kleiner Nachtrag zur bolivianischen
Hauptstadt: Heute heißt sie, nach dem Gründer der Nation Antonio
José de Sucre, aber im Laufe der Geschichte hatte sie noch einige
andere Namen. Ursprünglich hieß sie Charcas, unter dem Vizekönigtum
Peru dann La Plata und irgendwann auch noch Chuquisaca, heute der
Name des Departements.
Der
Franziskanerorden kam uns in Potosí noch einmal zur Hilfe, da man
auch dort das Dach des Convento de San Francisco besteigen
konnte und so eine hinreißende Aussicht über die höchstgelegene
Stadt der Welt und den Cerro Rico, der Heimat der legendären
Silbervorkommen von Potosí, genießen durfte. Zusätzlich zu der
Aussicht gab es auch hier wieder eine Tour, in der man so einiges
über die Katakomben der Stadt lernte.
Dem letzten Mirador unserer Reise seid ihr schon begegnet und zwar in meinem Bericht von unserer Wüstenfahrradtour. Der Vollständigkeit halber aber hier noch einmal ein Bild von der Aussicht vom Pukará de Quitor bei San Pedro de Atacama.