jueves, 20 de septiembre de 2012

Ferienrundreise: Der Mirador


Hallo Leute,
endlich ein weiterer Gastbeitrag von Julia, der meiner Ansicht nach sehr gelungen ist. Viel Spaß beim Lesen!

Ein „Mirador“ ist zu deutsch ein Aussichtspunkt und als solcher liegt es in seiner Natur, dass er hoch über anderen Dingen gelegen ist, so dass man nach dem Erklimmen einen – hoffentlich – atemberaubenden Ausblick auf eben jene Dinge hat und somit für seine Kletteranstrengungen belohnt wird.

Auch auf unserer Reise sind wir diversen solcher Miradoren begegnet und Dominik's Begeisterung für eine gute Aussicht sowie seiner Bewegungsfreude sei Dank haben wir eine nicht unerhebliche Zahl davon bestiegen. Persönlich war ich ja zu anfangs der Meinung, dass man im Hochland auf mindestens 3,500m über Null schon so hoch ist, dass man sich das Klettern sparen kann... Dieses Argument ist irgendwie ganz schnell weg argumentiert bzw. ignoriert worden und so haben wir eine sher ansehnliche Kollektion von Ausblicken über Dinge zusammengetragen, die wir an dieser Stelle gerne mit euch teilen wollen.

Die Sache mit den Miradoren hat ihren Anfang im nachmittäglichen Arica genommen: Nach einem ausgedehnten Mittagessen am Hafen (zu dessen Details an anderer Stelle mehr) und einem Spaziergang am Strand machte mich Dominik mit Unschuldsmiene auf die gigantöse chilenische Flagge aufmerksam, die, auf einem Hügel platziert, majestätisch über dem gemütlich Städtchen flattert, sowie auf den Weg der besagten Hügel hinauf führt. Meinem anfänglichen Widerstreben den Aufstieg zu wagen, begegnete er gewieft: Er bestach mich mit dem Versprechen auf ein Eis!
Also schickten wir uns an, den ersten von vielen Miradoren zu besteigen und ich muss zugeben, es hat sich gelohnt. Nicht nur die Aussicht vom Morro de Arica war fantastisch -




auch meine Begeisterung für historischen Kram konnte ich angesichts diverser Kanonen aus den kriegerischen Auseinandersetzungen Chiles mit seinen peruanischen und bolivianischen Nachbarn voll ausleben. Der Sieg Chiles im Salpeterkrieg (1879-1884), in dessen Verlauf die Region von Peru an Chile fiel, wird hier mit Glanz und Gloria gefeiert.


Nach diesem ersten Aufstieg gab es dann keine Ausrede mehr – jeder sich bietende Mirador musste erklommen werden. Als nächstes war der Mirador Kuntur Huasi (etwa: Das Haus des Kondors) in Puno an der Reihe. Die Stadt Puno liegt, wie bereits erwähnt, auf etwa 3.800m am Titicacasee – man sollte meinen, man ist bereits hoch genug. Dem Kondor, dem König der Anden, zu Ehren existiert aber nichtsdestotrotz ein Aussichtspunkt auf 4.017m, den wir über eine schier unendliche Treppe erreichten – ich gebe gerne zu, dass das Gefühl von Endlosigkeit meinen Verschnaufpausen alle 5 Stufen geschuldet sein mag. 

 
Der Metallkondor mit einer Spannweite von 11m ist zwar genauso wenig hübsch wie seine lebendigen Vettern, dafür aber mindestens so beeindruckend wie diese und die Panoramaaussicht über Puno und den Titicacasee.



Nach diversen Busfahrten, Inselhopping mit den Inkas und einem Grenzübergang gelangten wir einige Tage später ins trubelige La Paz, das dank seiner Hanglage ein einziges Auf und Ab ist, wenn man es, wie wir, zu Fuß erkundet. Natürlich wartete aber auch diese Reisestation mit einem eigenen Mirador auf bzw. gleich mehreren. Wir entschieden uns für den Rundum-Blick vom Dach des Convento de San Francisco, der zentral an der Plaza San Francisco gelegen ist und wo wir neben der Aussicht auch noch so einiges über den Franziskanerorden in Bolivien und die Geschichte der Stadt erfahren konnte. Auch hier wurden also die Mühen und die überwundene Höhenangst beim Kraxeln durch fürchterlich enge und ungleichmäßige Treppenfluchten den Kirchturm hoch mit historischem Wissen entschädigt.

Kirchliche Bauten sollten uns auch weiterhin als Miradore erhalten bleiben. In Sucre war zwar der eigentliche Konvent geschlossen, von dessen Dach wir die Hauptstadt zu betrachten gedachten, allerdings fanden wir das erst heraus nachdem wir den dazugehörigen Hügel schon hinauf spaziert waren. So mussten wir uns mit der Aussicht vom nächstgelegenen Café zufrieden geben, was aber durchaus kein großer Verlust war, gab es doch eine Erfrischung und traditionellen bolivianischen Cumbia als Live-Darbietung. Außerdem hatten wir beim Abstieg die Gelegenheit, die einheimische Variante von Popcorn zu erstehen – da blieben keine Wünsche mehr offen.
An dieser Stelle noch ein kleiner Nachtrag zur bolivianischen Hauptstadt: Heute heißt sie, nach dem Gründer der Nation Antonio José de Sucre, aber im Laufe der Geschichte hatte sie noch einige andere Namen. Ursprünglich hieß sie Charcas, unter dem Vizekönigtum Peru dann La Plata und irgendwann auch noch Chuquisaca, heute der Name des Departements.

Der Franziskanerorden kam uns in Potosí noch einmal zur Hilfe, da man auch dort das Dach des Convento de San Francisco besteigen konnte und so eine hinreißende Aussicht über die höchstgelegene Stadt der Welt und den Cerro Rico, der Heimat der legendären Silbervorkommen von Potosí, genießen durfte. Zusätzlich zu der Aussicht gab es auch hier wieder eine Tour, in der man so einiges über die Katakomben der Stadt lernte.






Dem letzten Mirador unserer Reise seid ihr schon begegnet und zwar in meinem Bericht von unserer Wüstenfahrradtour. Der Vollständigkeit halber aber hier noch einmal ein Bild von der Aussicht vom Pukará de Quitor bei San Pedro de Atacama.










































lunes, 17 de septiembre de 2012

Viajes y vistas: La isla magica de Chiloe!

Hallo Freunde, Feinde und Verwandte!

Endlich melde ich mich mal wieder aus meinem Winterschlaf, diesmal mit einem Bericht von meiner 8-tägigen Reise auf die Insel Chiloé und von dort über Temuco und Concepción wieder zurück nach Santiago. Angestiftet dazu hat mich ein chilenischer Kumpel namens Diego (siehe Foto), den ich vor der Reise kaum kannte, der aber ein sehr angenehmer und redseliger Zeitgenosse ist. Das Beste dabei: Durch eine sehr aktive Rolle in der Studentenbewegung des letzten Jahres hat er Kontakte im ganzen Land und so sparten wir locker 50 Euro an Hostelkosten.

Los ging das Ganze mit einer 13-stündigen Busfahrt von Santiago nach Puerto Montt, wo mich Diego nach lächerlicher dreistündiger Wartezeit abholte. Von dort setzten wir auf die Insel über und fuhren dann per Bus nach Ancud, einer von zwei größeren Städten auf Chiloé.





Die Insel ist "magica", also "magisch", da sie, dem nasskalten, wechselhaften Wetter und der - obvio - Insellage nach Meinung der meisten Besucher und seiner Bewohner ein ganz besonderes Flair entfaltet. Dazu ist Chiloé außerordentlich reich an Mythen und Legenden wie zum Beispiel dem Trauco, einem nicht besonders attraktiven menschenähnlichen Wesen von etwa 90 Zentimetern, das nichtsdestotrotz Frauen verzaubert und schwängert. Mir wurde gesagt, dass selbst heute noch Frauen bei ungewollten Schwangerschaften heldenhaft den Trauco als Grund anführen. Jedem das Seine...








In Ancud wohnten wir bei den Großeltern von Francisco, typischerweise mit "Pato" abgekürzt (was lustigerweise "Ente"), die mit der charakteristischen südchilenischen Gastfreundschaft aufwarteten und nicht aufhören konnten zu betonen, wir sollten uns wie zu Hause fühlen und könnten jederzeit wiederkommen. Und das, obwohl die Familie finanziell nicht gerade in einer Topsituation war.
Sightseeing ist in Begleitung von Chilenen immer so eine Sache, da man vor 14 Uhr eigentlich nie aus dem Haus kommt. Dennoch schafften wir es zur Festung San Antonio, die von den Spaniern errichtet wurde und aus nicht viel mehr als einer Mauer und ein paar Kanonen besteht. Der Strand daneben (siehe unten) eignete sich allerdings ausgezeichnet, um ein paar chelas - Bierchen - zu zischen.

Im vergangenen Jahr kam der Schul- und Universitätsbetrieb im gesamten Land quasi zum Erliegen, weil die Schüler bzw. Studenten die Unis und Schulen schlicht besetzten, um ihre eigenen Politisierungsmaßnahmen dort zu veranstalten und politischen Druck aufzubauen. Hat alles nichts gebracht, es bleibt alles beim Alten und dieses Jahr funktioniert auch auf Chiloé wieder alles wie immer. Geblieben ist allerdings diese schöne Wandmalerei: "Unsere Insel wird nicht verkauft, sie wird verteidigt!"
 Natürlich hat so ein Ort auch seine kulinarischen Spezialitäten, darunter die unglaublich reichhaltige Tortilla de Papa, , mit Speck gefüllt...
 ... Sopaipillas (in der Mitte auf dem Tisch, hier mit Diego, den beiden Großeltern und einer Schwester von Pato)
 ... Meeresfrüchte (auf der Insel besonders lecker!)


und natürlich das legendäre Curanto, das ich gemäß der Chronologie der Reise und zum Spannungsaufbau später beschreiben werde ;). In der Zwischenzeit seht ihr erstmal ein paar Fotos von Castro, der größten Stadt der Insel.

Die auch international recht bekannten Palafitos oder Stelzenhäuser von Castro wurden von armen Stadtbewohnern errichtet, weil man im Gegensatz zu den Häusern auf dem Festland keine Grundstücke kaufen musste, denn die Gebäude standen ja "im Meer." Heutzutage sind die - immer noch armen - Bewohner dieser Häuser offensichtlich sich selbst überlassen. Der Staat unternimmt keine Anstrengungen, um diese Touristenattraktion aufzuhübschen, auch wenn man damit sicher allen Seiten einen großen Gefallen tun würde.






Von Castro fuhren wir nach Dalcahue, wo wir auf eine der kleineren Inseln neben Chiloé übersetzten und uns zu diesem Aussichtspunkt hochtrekkten.
 Zum Abschluss des Tages wollten wir dann per Anhalter zurück nach Castro fahren, doch unser Chauffeur wohnte in Chonchi, woraufhin wir kurzerhand beschlossen, ihn zu begleiten. Um das Dörfchen zu erkunden, brauchten wir nicht lange, der sehr hübsche Hauptplatz mit Kirche war allerdings mehr als einen Blick wert.
Allgemein stehen auf Chiloé unheimlich viele Kirchen, der Kolonialisierungswut der Spanier geschuldet.

Am folgenden Tag verschlug es uns dann an die fast völlig unbewohnte Westküste der Insel in den ... TATTAAAA.

 Dort erwischten wir einige der raren Sonnenstunden Chiloés. Das Glück der Tüchtigen!


 Entspannung muss sein!
 Findet auch Diego!
 Und schon sind wir beim genialsten Part angekommen: Dem Curanto! Das ist ein Eintopf aus choros, cholgas, almejas, (drei verschiedene Arten Muscheln), geräuchertem Schweinefleisch,  fettigenWürstchen, gefüllten Teigtaschen namens Chapaleles und Kartoffeln, der eine ganze Weile vor sich hinköchelt und dann in seinen Einzelteilen mit saftigem Pebre (geschälte Tomaten, Zwiebeln, Koriander, Essig, etwas Brühe, Zitronensaft) verspeist wird. Sogar die Brühe des Eintopfs kann man, mit etwas Weißwein "verdünnt", zu sich nehmen. Man sollte allerdings darauf gefasst sein, die nächsten drei Tage schlafend im Bett zu verbringen...



 Aus den überbleibenden Meeresfrüchten bekamen wir nach dem viertägigen Stint auf der Insel für den Rückweg von der abuelita noch Empanadas zubereitet - leeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeecker!
Deswegen auch das glückliche Gesicht auf dem ziemlich zugigen Hinterteil eines Pickups, der uns zur Fähre zurück zum Festland mitnahm.
 Von dort ging es per Anhalter sieben Autostunden weiter nach Temuco. Das Tolle daran: Wir kamen schneller an als der reguläre Bus und anstatt knapp 20 Euro bezahlten wir nichts :). Nach einer relativ ereignislosen Party (aber erneut mit kostenloser Unterbringung :P ) ging es - wieder per Anhalter- weiter nach Concepción an die Küste. Dort besuchten wir eine Fonda, sprich ein Festgelände mit hauptsächlich Alkohol und Fressalien zum Anlass der Fiestas Patrias, während denen die Chilenen mit viel Wein, Pisco, Fleisch und Chileflaggen ihre Unabhängigkeit und ihr Heer feiern.
Das Lustige an dem Foto ist, dass ich von allen darauf zu sehenden Personen genau drei kannte und es der letzte einer Serie von sicher zehn Schnappschüssen ist, bei denen immer mehr Leute einfach hinzugesprungen kamen und ihre Feierlust herausbrüllten.
 Nach Ende der Party fuhren wir in unser "Hotel" in Concepción, wo ich unwiderstehlich den Gesichtsausdruck und die Attitüde der chilenischen Assis, Flaite genannt, nachahmte.
 Am letzten Tag unserer Reise entfernten wir uns schließlich knapp 100 Kilometer von der touristisch uninteressanten Stadt Concepción Richtung Lota, das mit einer Mine unter dem Meer aufwartet (die wir nicht besuchten) sowie vielen vom Erdbeben 2010 stark beschädigten Gebäuden.
 Weiterhin gibt es einen eindrucksvollen Park der Familie Cousino aus dem 19. Jahrhundert, als die Dynastie zu den zehn reichsten Sippschaften der Welt gehörte.
 Ich hab Diego im Visier - und BUMM!
 DA IST DEUTSCHLAND! ICH SEHE ES! DA!
 Ein neuer Freund!



Ich hoffe, ich konnte euch für zehn Minuten (oder so) nach Chile entführen und wünsche euch allen eine schöne Woche! Ich bereite mich jetzt schonmal mental auf das große Fress- und Saufgelage der kommenden Tage vor. Dale!