Estimados huevones !
Damit ihr wenigstens ein bisschen was zu gucken bzw. in diesem Fall hören habt, hier das Lied Cara de Huevón, um zumindest die Aussprache dieses vielleicht wichtigsten aller chilenischen Wörter zu üben. Wartet einfach bis auf den Refrain!Der folgende Blogeintrag, aus einer Laune beim Zähneputzen entstanden, wird sich auf satirische Art und Weise des chilenischen Spanisch, auch Chileno genannt, annehmen, cachai? Hört man dieses Wort, weiß man schon, welche Nationalität das Gegenüber hat. Es ist die 2. Person Singular des Verbes cachar, das so ähnlich funktioniert wie bei uns checken, nur dass wir nicht ", checkst du's?" nach jedem dritten Satz sagen. Wäre ja auch etwas nervig. Willkommen in Chile.
Chileno ist schwer verständlich, denn seine Sprecher legen keinen Wert darauf, verstanden zu werden. Und nicht nur das: Sie sind stolz darauf! Der Buchstabe s wird mit ebensoviel Respekt behandelt wie die Piratenpartei in deutschen Medien, Endungen sind für Loser und sämtliche Fremdsprachen werden regelrecht vergewaltigt. Dazu kommen noch so Späße wie der sogenannte Voseo, der dafür sorgt, dass Verben in der zweiten Person statt zum Beispiel entiendes (enntieendes) entendí (entendieh) ausgesprochen werden. Fehlen darf natürlich auch nicht die in einem vorherigen Beitrag erwähnte Floskel Po, die ähnlich wie sein deutsches Gegenstück auf der Rückseite von Worten zu finden ist und Emphase ausdrückt, zum Beispiel in No po! oder Claro po!
Komplettiert wird das Feld durch eine schier unüberschaubare Fülle an Chilenismos, die dementsprechend auch nur in Chile verstanden werden. Neben den obligatorischen Extraausdrücken für Alkohol (trago, copete), eine Feier (carrete), besoffen sein (curado - wörtliche Übersetzung: getauft), eine/n Freund/in (pololo,a) uvvvvvvvvvvvvvvvm. gibt es auch einige wirklich verwirrende ...ich nenns mal Bedeutungsvertauschungen, zum Beispiel im Bereich Kleidung: Eine camiseta ist hier nicht wie im Rest der Welt ein T-Shirt, sondern ein Unterhemd, ein T-Shirt heißt dafür Polera. Strumpfhosen heißen hier Pantis und tatsächliche Panties...hab ich schon wieder vergessen.
Fremd sprechen mit Fremdsprachen
Ist aus San Francisco, aber passt hier ziemlich gut rein :) |
Schwer haben es auch die Franzosen, schließlich wohnen sie hier in einer GarATSCH, stellen eine CollATSCH zusammen und ihr Straßennamen stiftender Landsmann Ricardo Lyon wird hier mangels Ortskenntis zum englischen Fürsten Ricardo dem Löwen. Über die sehr einflussreiche Familie Subercaseaux reden wir an dieser Stelle lieber nicht. Es scheint also, als hätten die Chilenen im pre-kinder nicht so gut aufgepasst, als es um die Mundgymnastik ging. Bezeichnend, dass ausgerechnet das Wort lumpen ebenfalls Eingang in den Wortschatz des Chileno eingegangen ist, allerdings eher in der Bedeutung "Schmutz".
Allerdings muss man zur Verteidigung der Ehre des Andenvölkchens sagen, dass sie auch zu einigen süßen Wortschöpfungen fähig sind. Eindeutig lautmalerisch angehaucht sind hier zum Beispiel das guagua (Baby) und das taca taca (Tischfußball). Auch die Mapuches, das widerspenstige Ureinwohnervolk aus dem Süden, haben neben Ortsnamen (die Endung -que in vielen Städten heißt schlicht und einfach Ort ) ein Wörtchen beim Chileno mitzureden, natürlich gerade wenn es um die Natur geht. Ein spaßiges Beispiel ist der Seeotter, der hier chungungo genannt wird, was wiederum so viel wie Haariger bedeutet. Nicht besonders einfallsreich, dafür lädt es zum Schmunzeln ein.
Dazu kommen europäische sprachliche Einflüsse, die erstaunlicherweise (noch) nicht zu Kleinholz verarbeitet wurden, wie das auto (Auto), der block (Schreibblock), besagter schop (wenn man es nur liest und nicht hört, ist es ja ganz süß) oder auch das Wort ya, das hier lustigerweise neben seiner eigentlichen Bedeutung auch für Ja verwendet wird. Dazu kommen der garcón (Kellner) und das Phänomen namens Halo (gesprochen 'Alo). Die meisten Chilenen sagen nämlich am Telefon in einem Abstand von etwa einer Sekunde erst Halo, um die Identität ihres Gegenübers zu klären, und das die "eigentliche" spanische Begrüßung Hola (gesprochen 'Ola).Das hört sich dann (jetzt "deutsch" geschrieben) so an: Allo-Olla!
Damit man toda la wuea (für die, die es schändlicherweise vergessen haben: "den ganzen Kram") auch versteht, hilft nur eins: üben, üben, üben und sich zwischendurch überlegen fühlen, weil man selbst zwar nicht so flüssig redet, aber dafür auch in anderen Ländern beim Spanischsprechen verstanden wird. Ansonsten : cagaste!
Hiermit verabschiede ich mich also ins lange Wochenende, nächsten Montag feiert man nämlich, dass man vor knapp 120 Jahren ein peruanisches Panzerschiff im Salpeterkrieg versenkt hat. In Deutschland hat man dafür LEGO... (oder wie es Kathis französischer Mitbewohner so schön formuliert hat: Da feiern die Chilenen, dass sie auch mal was gewonnen haben.).
Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende! Ach so, ist ja erst Mittwoch...muahaha :D.
P.S.: Huevón, das kann ja wohl nicht sein, dass ihr alle so übelste flojera habt und einfach NICHTS kommentiert po! Wer mir mal einen oder zwei Kommentare hinterlässt, bekommt ne Karte geschickt. Versprochen!!! :)